Die Grafschaft Flandern
(niederländisch: Vlaanderen, französisch: Flandre)
ist ein historisches Territorium auf dem Gebiet der heutigen
Staaten
Belgien,
Frankreich und den
Niederlande. Bis 1477 war die Lehnshoheit geteilt: Der
größere Teil gehörte zu
Frankreich, der kleinere Teil rechts der
Schelde zum
Heiligen Römischen Reich (daher auch: „Reichsflandern“). Im
Hochmittelalter entwickelte Flandern – getrieben vor allem von
seinen Städten Lille, Douai,
Ypern, Gent und Brügge
– eine unvergleichliche wirtschaftliche Prosperität.
Wachstumsfaktoren sind vor allem die Wollindustrie und der
Handel. Dies bildete den Hintergrund für eine Blütezeit der
gotischen Kunst – in der Scheldegotik konnten sich die von
Frankreich kommenden gotischen Architekturprinzipien bereits
früh durchsetzen.
1794 wurde ganz Flandern wie die übrigen
österreichischen Niederlande der
französischen Republik und später dem napoleonischen
Kaiserreich einverleibt und bildete die Départements Lys
(die jetzige Provinz Westflandern) und
Escault (die Provinz Ostflandern). Der
Wiener Kongress teilte die beiden Provinzen 1815 dem
neugebildeten
Königreich der Niederlande zu. Nach der
Belgischen Revolution von 1830 kamen Ost- und Westflandern
an das neu konstituierte Königreich
Belgien. Im
Ersten Weltkrieg 1914-1918 verlief die
deutsch-französisch/britische Front quer durch Flandern. Durch
den Stellungskrieg wurden viele Dörfer und Städte, unter anderem
Passendale und
Ypern,
dieser Region des eigentlich neutralen Belgien zerstört. Heute
gehören beide Provinzen zur belgischen Region
Flandern, die französisch gewordenen Teile zur Region
Nord-Pas de Calais.
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