LEXAS

Skip Navigation LinksStartseite > Kontinente > Asien > Nordasien > Sibirien

Responsive Ad

Sibirien

Sibirien endlos

Der geographische Begriff Sibirien (russ. Сиби́рь/Sibir) wird verschieden definiert:

  • im weitesten Sinne bezeichnet man als Sibirien den ganzen nordasiatischen Teil der Russischen Föderation. Es wird im Westen begrenzt vom Ural, im Norden vom Arktischen Ozean, im Osten vom Pazifik und im Süden von der Volksrepublik China, der Mongolei und Kasachstan. Sibirien umfasst rund drei Viertel des russischen Staatsgebiets und ist etwa 13,1 Millionen Quadratkilometer groß; somit ist es um rund 3,5 Mio. km² größer als die Volksrepublik China (ca. 9,6 Mio. km²), der größte unabhängige Staat Asiens.
  • Im engeren Sinn versteht man unter Sibirien fünf der acht russischen Großlandschaften: das große Westsibirische Tiefland, das Nordsibirische Tiefland, die Mitteljakutische Niederung, das Mittelsibirische Bergland und die Südsibirischen Gebirge.

Ostsibirien (zwei weitere Großlandschaften östlich der Lena) und die südöstlichsten Gebiete Russlands zwischen Amur und Pazifikküste werden hingegen auch als Russisch Fernost (Föderationskreis Ferner Osten) bezeichnet.


Sibirien als Föderationskreis (dunkelrot) und nach westlichem Verständnis (mittelrot)*

Karte Sibirien

[ Vergrössern ]

Topografische Übersicht Sibiriens**

Topografische Karte Sibiriens

[ Vergrössern ]

Großlandschaften und wichtigste Flüsse Sibiriens***

Karte der Großlandschaften und wichtigste Flüsse Sibiriens

[ Vergrössern ]


Klima

In den meisten Regionen Sibiriens herrscht ein ausgeprägtes Kontinentalklima: Verhältnismäßig heiße Sommer (bis +40 °C) werden von extrem kalten Wintern (bis −72 °C) abgelöst. Oft wird das Land bis zu neun Monate von einer Schneedecke bedeckt. Die Landschaft wird großteils von borealen Wäldern (Taiga) dominiert, in den arktischen Regionen herrscht baumlose Tundra vor. Dazwischen existiert mit den Waldtundra-Zonen eine Übergangsform. Im Süden geht die Taiga in Steppe über.

Weite Teile Sibiriens werden von Permafrostböden (dauerhaft gefrorener Boden) eingenommen, die in der warmen Jahreszeit nur oberflächlich antauen. Tau- und Regenwasser können dort nicht versickern. Die Staunässe führt im kurzen Sommer zu einem extremen Mückenreichtum. Dass der Boden unter Gebäuden und Verkehrswegen stärker taut als normal, erzeugt erhebliche Probleme bei deren Bau und Erhaltung. Das Dauerfrostgebiet umfasst außer der Tundra auch große Teile der Taiga und reicht östlich des Baikalsees bis an deren Südrand – und die Südgrenze des russischen Staatsgebietes. Etwa ein Drittel Sibiriens hat lückenlosen Dauerfrostboden, vor allem die Republik Sacha (Jakutien) und deren nordwestliche und nordöstliche Nachbargebiete. Etwa die Hälfte Sibiriens hat Permafrostböden neben völlig auftauenden Arealen. Nur der äußerste Südwesten und schmale Gebietsstreifen am mittleren Amur und an der Pazifikküste haben gar keinen Dauerfrostboden.

Der Kältepol der bewohnten Welt befindet sich im ostsibirischen Oimjakon (südlich von Werchojansk).

Der Klimawandel hat in Sibirien spürbare Folgen. Er zeigt sich hier weniger durch den Anstieg der Durchschnittstemperatur als vielmehr durch die Häufung extremer Wetterphänomene. So gab es im Juli 2019 in der Region Irkutsk massive Überschwemmungen. Insbesondere die Republiken Jakutien und Burjatien sowie die Regionen Krasnojarsk und Irkutsk waren im Sommer 2019 von Waldbränden betroffen, bei denen bis Ende Juli des Jahres drei Millionen Hektar Wald (dies entspricht mehr als der Größe Brandenburgs) vernichtet wurden.

Flora

Sibirien gliedert sich von Norden nach Süden in Tundra, Taiga, Waldsteppe und Steppe. Die Tundra ist meist flach. Dort wachsen vor allem kleine Sträucher, Gräser, Polster- und Moospflanzen und Flechten. Die Taiga ist weitgehend flach. Dort gibt es Nadelwälder, Sümpfe und Torfmoore. Im Westen dominieren Fichten und Kiefern, im Osten eher Lärchen. Die Waldsteppe ist eben bis flachwellig. Hier gibt es oft Erosionen und die Schneedecke ist sehr dünn. In der Steppe gibt es viele Gräser und Kräuter, in der Waldsteppe kommen vor allem Birken vor.

Aufgrund des Klimawandels sowie dem (damit verbundenen) Eindringen von Pflanzenschädlingen, aber auch durch die Nutzung durch den Menschen sind die Baumbestände einem Wandel unterworfen.

Fauna

Zu den Säugetieren Sibiriens zählen in der nördlichen Tundra Rentiere, Eisbären, Walrösser, Robben, Lemminge und Polarfüchse.

In der Taiga trifft man auf Braunbären, Schwarzbären, Wölfe, Zobel, Eichhörnchen, Iltisse, Hermeline, Füchse, Otter, Luchse, Elche, Hasen, Wildschweine, Dachse, Vielfraße und viele Vogelarten.

Leoparden und Tiger sind vor allem entlang des Amur anzutreffen.

Bevölkerung und Besiedlung

Mit 38 Millionen Einwohnern ist Sibirien nur schwach besiedelt, die Bevölkerungsdichte liegt im Mittel bei nur 2,9 Menschen pro km². Die Bevölkerung konzentriert sich in einem relativ schmalen Streifen im Süden und Südwesten, wo die Transsibirische Eisenbahn wichtige Großstädte verbindet und Ackerbau möglich ist.

Nowosibirsk, Omsk, Krasnojarsk, Tjumen, Tomsk, Irkutsk, Chabarowsk, Tschita, Ulan-Ude und die fernöstliche Pazifik-Metropole Wladiwostok gehören zu den größten Städten in diesem Streifen. Wichtige Industriezentren, in denen weitere Großstädte liegen, sind der Autonome Kreis der Chanten und Mansen und der Autonome Kreis der Jamal-Nenzen, die den Schwerpunkt der Öl- und Gasindustrie darstellen, sowie das südsibirische Kusnezker Kohlebecken (Kusbass) mit den Industriestädten Nowokusnezk und Kemerowo.

Historische demografische Entwicklung

Den Großteil der Bevölkerung stellen die in den letzten Jahrhunderten zugewanderten Russen. Sie überwogen schon im 18. Jahrhundert die Urbevölkerung. Schon zu Zarenzeiten dienten die abgelegenen und unwirtlichen Gebiete Sibiriens und Mittelasiens zur Verbannung von politischen Gegnern und Straftätern. Schreckliche Berühmtheit erlangten die Gulags, das unter der Herrschaft Stalins aufgebaute System von Gefängnissen und Straflagern. Erst mit dem Zerfall der Sowjetunion hörten die Deportationen in diese Gebiete auf. Ab den 1920er Jahren wurde die Industrie Sibiriens forciert, was die Bevölkerungsstruktur zugunsten der Einwanderer fixierte.

1926 bis 1927 unternahm der junge Sowjetstaat den Versuch, einen genaueren Überblick über die Völker und Kultur der Polarregion zu gewinnen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden ganze Industriewerke vor dem deutschen Vormarsch nach Sibirien in Sicherheit gebracht und im Zusammenhang damit auch Hunderttausende von Menschen dorthin umgesiedelt.

Indigene Völker Sibiriens

Die indigenen Völker des Nordens, Sibiriens und des Russischen Fernen Ostens setzen sich aus Völkern der altaischen und der uralischen Sprachfamilien sowie der paläoasiatischen Sprachen und weiteren zusammen. Die größeren sind die Tuwiner, Burjaten, Chakassen, Jakuten und Altaier. Zu den kleineren Ethnien ohne eigene Teilrepublik gehören u. a. Tschuktschen, Ewenken, Ewenen, Korjaken, Nenzen, Chanten und Mansen sowie die Jukagiren. In der Sowjetunion waren die meisten indigenen Völker Sibiriens von zwangsweiser Ansiedlung und Kollektivierung in Sowchosen betroffen.

Die stärkste Bedrohung für die indigenen Völker geht von der industriellen Erschließung von Bodenschätzen wie Öl, Gas, Kohle, Diamanten und Gold im asiatischen Teil Russlands aus. Daneben stellt der Alkoholismus ein gewaltiges Problem dar. Die Sprachen vieler kleinerer Völker befinden sich am Rande des Aussterbens, insbesondere dort, wo aufgrund industrieller Erschließung das Umfeld verloren geht, in welchem diese verwendet werden.

Aktuelle demografische Entwicklungen

Russland leidet, wie viele Industrienationen, unter einem Rückgang der eigenen Bevölkerung. Zwar wachsen Ballungsgebiete wie Moskau oder Sankt Petersburg auch heute weiter, doch sehen sich gerade die Regionen wie Sibirien oder der Ferne Osten einem stärker werdenden Bevölkerungsrückgang durch Abwanderung (in größere Städte oder gar ins Ausland), stagnierende Lebenserwartung und weniger Geburten ausgesetzt. Die Bevölkerungskurven weisen typischerweise einen Anstieg von den 1940er Jahren bis 1990 und einem Abfall von 1990 bis in die Gegenwart auf. In subpolaren Gegenden ist die Schwankung umso stärker, je größer der Bevölkerungsanteil europäischer Zuwanderer war. Teilweise folgte auf eine Vervielfachung um mehr als das Dreifache ein Rückgang auf wenig mehr als den Ausgangswert.

Im Grenzgebiet zur Volksrepublik China kommt es seit den frühen 1990er Jahren zu einer verstärkten Handelstätigkeit, da es jetzt für chinesische Händler leichter ist, zwischen beiden Ländern zu pendeln. Schätzungen gehen von einigen hunderttausend chinesischen Einwanderern aus, die sich oft temporär, aber manchmal auch für unbestimmte Zeit auf russischer Seite niederlassen. Immer mehr der neuen Zuwanderer zieht es dabei in die größeren Städte in Sibirien, wie z. B. nach Irkutsk. Die einheimische russische Bevölkerung steht dieser Entwicklung mit Skepsis gegenüber, welche auch von offizieller Seite der russischen Politik propagiert wird. Es herrschen Befürchtungen über eine expansive Siedlungspolitik von chinesischer Seite sowie eine Gefährdung der Sicherheit entlang der bis zu 3000 km langen gemeinsamen Grenze, z. B. durch Schmuggel von Rohstoffen, Drogen, Waffen, durch Kriminalität und illegale Einwanderung.

Wirtschaft 

Rohstoffe

Neben der Gewinnung von Erdgas und Erdöl stellen Holzwirtschaft, Kohle-, Uran-, Diamant- und Goldbergbau die wichtigsten Nutzungen natürlicher Rohstoffe in Sibirien dar. Sibirien hat deswegen einen großen Einfluss auf die Energiewirtschaft Russlands sowie auf die allgemeine Wirtschaftspolitik Russlands.

Die Bedeutung der Pelztierjagd ist heute hauptsächlich historisch zu betrachten, auch die Pelztierzucht wurde aus wirtschaftlichen Gründen vielerorts wieder aufgegeben.

Infrastruktur

Verkehr

Da die großen Ströme Sibiriens Ob, Jenissei und Lena von Süden ins Polarmeer entwässern und mehrere Monate im Jahr zugefroren sind, haben sie nur eine beschränkte Bedeutung zur wirtschaftlichen Erschließung. Erst durch den Bau der Transsibirischen Eisenbahn konnten Güter in größerem Umfang transportiert werden.

Wasserkraftwerke
Die Kraft der gewaltigen Ströme wird in vielen Wasserkraftwerken genutzt.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

Bildernachweis