Ausbreitung
Tsunamis unterscheiden sich grundlegend von Wellen,
die durch Stürme entstehen. Letztere werden in Abhängigkeit von der
Wassertiefe im Verhältnis zur Wellenlänge als Flachwasserwelle oder
Tiefwasserwelle bezeichnet. Bei Tiefwasserwellen hat die Welle keinen
Kontakt zum Grund und die tieferen Wasserschichten bleiben unbewegt. Somit
hängt die Ausbreitungsgeschwindigkeit nicht von der Wassertiefe ab. Bewegt
sich eine solche Welle in flacheres Gewässer, wird sie zur Flachwasserwelle,
bewegt also die gesamte Wassersäule und wird dabei langsamer. Aufgrund ihrer
großen Wellenlänge sind Tsunamis nahezu überall Flachwasserwellen. Sie
bewegen also im Gegensatz zu Windwellen die ganze Wassersäule. Ihre
Geschwindigkeit ist daher praktisch überall von der Wassertiefe abhängig.
Typische Phänomene von Tsunamis
- Tsunamis bestehen aus einer Serie
aufeinanderfolgender, sehr langperiodischer Meereswellen. Diese
werden zumeist durch starke untermeerische Erdbeben, aber auch durch
Vulkanausbrüche oder Hangrutschungen verursacht.
- Die meisten Tsunamis ereignen sich im
Pazifischen Ozean, es gibt sie aber auch in allen anderen Ozeanen
und Meeresgebieten. Obgleich Tsunamis selten sind, stellen sie eine
große Gefahr dar. Ein sicherer Schutz vor Tsunamis ist nicht
erreichbar, außer man vermeidet in potenziell tsunamigefährdeten
Gebieten Siedlung und Bebauung in niedrig gelegenen (weniger als
30 m ü. NN) Gebieten.
- Tsunamis können innerhalb weniger Minuten an
den Küsten nahe ihrem Ursprung große Zerstörungen anrichten und
viele Menschenleben fordern. Starke Tsunamis entfalten ihre Wirkung
aber auch an weit entfernten Küsten, da sie sich im Verlauf von
Stunden über ganze Ozeanbecken hinweg ausbreiten können.
- Die Geschwindigkeit, mit der sich Tsunamis
ausbreiten, ist abhängig von der Wassertiefe. In tiefen Ozeanen
erreicht sie über 800 km/h und in flachem Wasser beträgt sie etwa 30
bis 50 km/h.
- Ein Tsunami besteht meist aus mehreren
Wellenbergen, die im Abstand von einigen zehn Minuten bis zu über
einer Stunde aufeinanderfolgen und häufig erst in späteren
Wellenbergen zu maximalen Höhen an der Küste auflaufen.
- Die Abstände zwischen den Wellenbergen
betragen auf tiefer offener See einige 100 km und verkürzen sich in
Flachwasserbereichen bis auf etwa zehn Kilometer.
- Die Wellenhöhen sind auf tiefer offener See
gering, meist kleiner als 80 cm und auf Grund der großen
Wellenlängen für Schiffe ungefährlich und nur mittels spezieller
Bojen oder Satellitenaltimetrie feststellbar. Bei Annäherung an die
Küste, vor allem in flachen Buchten, können sich die Wassermassen
aber über zehn Meter, in Extremfällen auch mehr als 30 bis 50 m hoch
auftürmen, flaches Land hinter der Küste bis zu mehreren Kilometern
landeinwärts überfluten und verheerende Verwüstungen anrichten.
- Personen an Land nehmen einen herannahenden
Tsunami nicht unbedingt als Welle wahr, sondern als einen
unvermittelten, im Vergleich zu Ebbe und Flut viel schnelleren
Abfall oder auch Anstieg des Meeresniveaus. Sie bemerken z. B., dass
plötzlich Wasser über den kurz zuvor noch trockenen Boden läuft und
sie einige Momente später vielleicht bereits hüfthoch im Wasser
stehen und Autos wie Streichholzschachteln weggeschwemmt werden. Der
Meeresspiegel steigt ggf. weiter schnell um mehrere Meter an und
überflutet tieferliegende Küstenbereiche. Anschließend läuft das
Wasser in umgekehrter Richtung wieder ab zum Meer und verfrachtet
beim Ablaufen zerstörte Gebäude und Trümmer kilometerweit auf das
offene Meer hinaus.
Gefahren und
Schutz
Tsunamis zählen zu den verheerendsten
Naturkatastrophen, mit denen der Mensch konfrontiert werden kann, denn
ein mächtiger Tsunami kann seine zerstörerische Energie über Tausende
von Kilometern weit mitführen oder sogar um den ganzen Erdball tragen.
Ohne schützende Küstenfelsen können schon drei Meter hohe Wellen mehrere
hundert Meter tief ins Land eindringen. Die Schäden, die ein Tsunami
beim Vordringen verursacht, werden noch vergrößert, wenn die
Wassermassen wieder abfließen. Die Gipfelhöhe eines Tsunamis hat nur
bedingte Aussagekraft über seine Zerstörungskraft. Gerade bei niedrigen
Landhöhen kann auch eine niedrige Wellenhöhe von nur wenigen Metern
ähnliche Zerstörungen wie ein großer Tsunami mit Dutzenden Metern
anrichten.
Am 26. Dezember 2004 wurden durch den großen Tsunami in Südostasien mindestens 231.000 Menschen getötet.
Ausgelöst wurde die Welle durch eines der stärksten Erdbeben seit Beginn
der Aufzeichnungen. Die verheerende Wirkung beruhte hier vor allem auf
dem großen Wasservolumen, das pro Kilometer Küstenlinie auf das Land
traf, während die Wellenhöhe mit zumeist nur wenigen Metern
vergleichsweise niedrig war.
Siehe auch
Weblinks
Quellen
Bildernachweis