Zum Begriff
Das Wort arabisch المغرب al-maghrib, DMG al-maġrib ‚der Westen‘ leitet sich vom Verb gharaba / غرب / ġaraba / ‚weggehen, untergehen (Sonne)‘, Tamazight ⵜⴰⵎⴰⵣⵖⴰ Tamazɣa, ab. Das Gegenstück zum Maghreb ist der Maschrek (Ägypten, Israel/Palästina, Jordanien, Libanon, Syrien, Irak) zu arabisch المشرق al-Maschriq, DMG al-Mašriq ‚der Osten, Orient‘, abgeleitet vom Verb aschraqa / أشرق / ašraqa / ‚aufgehen (Sonne)‘. Damit entspricht es dem abendländischen Okzident-Orient-Konzept innerhalb des arabischen Kulturkreises.
Im Arabischen versteht man unter Maghreb in der Regel Marokko, welches der westlichste arabische Staat ist und dessen Eigenbezeichnung ebenfalls al-Maghrib (‚Königreich des Maghreb‘) lautet. Die international übernommene Bedeutung Maghreb-Region wird weiter gesehen und ist primär kulturell aufzufassen.
Naturräumlich umfasst Nordwestafrika unspezifisch die Atlantikküste von etwa der Höhe der Kapverden bis Gibraltar und die Mittelmeerküste bis zur Großen Syrte mitsamt dem Hinterland. Die Fläche des Maghreb beträgt knapp 6 Millionen Quadratkilometer. Es bildet den Nordteil von Westafrika und den Westteil von Nordafrika, ebenfalls zwei unspezifische respektive vielfältig definierte Begrifflichkeiten. Ersteres umfasst den frankophon dominierten Teil Afrikas, zweiteres denjenigen nördlich der Sahelzone (in Abgrenzung zum veralteten „Schwarzafrika“).
Geschichte
Die Kulturen im Maghreb waren zunächst rein afrikanisch geprägt. Mit der Ausbreitung des Ackerbaus gelangten orientalische Einflüsse nach Ägypten und im Zuge der Ausbreitung der Cardial- oder Impressokultur auch in den Maghreb. Dieser stand im Altertum zuerst unter phönizischem Einfluss. Karthago, die größte und mächtigste „punische“ Stadt, liegt in Tunesien. Nach den Punischen Kriegen kam die gesamte Region zum Römischen Reich. Das Gebiet, hauptsächlich von Berbern bewohnt, war durch den Einfluss des Augustinus weitgehend christianisiert, als es mit der Ausbreitung des Islams im 7. Jahrhundert unter arabischen Einfluss geriet; bis heute spricht der größte Teil die autochthonen Berbersprachen. Der anschließende jahrhundertelange osmanische Einfluss ging durch die europäische Kolonisation im 19. und 20. Jahrhundert zurück. Die heutige Grenzziehung der Staaten des Maghreb basiert zum Teil auf osmanischen, zum Teil auf europäischen Entscheidungen.
Frankreich wollte nach dem Zweiten Weltkrieg die Kolonien politisch noch enger an sich binden. 1956 aber gab Frankreich Marokko und Tunesien die Unabhängigkeit. Sofort begann Marokko, Ansprüche auf Mauretanien und die Westsahara zu erheben. Als die französischen Kolonien 1958 in einem Referendum vor die Wahl gestellt wurden, zog der überwiegende Teil der Bevölkerung eine weitere Anbindung an Frankreich der völligen Eigenständigkeit vor.
1960 jedoch war das französische Kolonialreich Geschichte. Auch die Niederlagen im Unabhängigkeitskrieg in Algerien (1954-62) brachten Frankreich von seiner kolonialistischen Politik ab. Algerien hatte noch bis zum Sieg der algerischen Befreiungsfront (FLN) 1962 den Status einer Kolonie.
Die Union des Arabischen Maghreb
Die Staaten Algerien, Mauretanien, Marokko (nur aus marokkanischer Sicht einschließlich der Westsahara), Libyen und Tunesien haben 1989 die multinationale Union des Arabischen Maghreb gegründet.