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Orient

Der Orient (von lat. oriens „Osten“, Partizip Präsens von oriri „sich erheben“; eigentlich sol oriens „aufgehende Sonne), später auch Morgenland genannt, ist ursprünglich eine der vier römischen Weltgegenden. An der römischen Achse zwischen Norden (Mitternacht) und Süden (Mittag) liegt der Orient, die Weltgegend im Osten, gegenüber dem Okzident (Abendland, von sol occidens „untergehende Sonne“) mit den im Westen liegenden Gebieten.

Bedeutungswandel

Der Begriff geht auf die von den Römern definierten Weltgegenden (lat. plagae mundi) zurück und wurde als plaga orientalis bezeichnet. Im Griechischen nennt man den Orient heute anatoli (ανατολή, siehe Anatolien) und im Italienischen levante (Part. Präs. zu levare‚ aufgehen). Mit dem geographischen Begriff Levante sind die an das östliche Mittelmeer angrenzenden Länder gemeint.

Im Laufe der Geschichte wandelte sich die Bedeutung des Begriffs. Während früher die gesamte asiatische Welt, d. h. die arabischen Länder, Iran, Indien und China als Orient galt, später dann nur die Länder Vorderasiens mit Ägypten und die meisten islamischen Kulturen dazu zählten, tendiert der heutige Sprachgebrauch dazu, den Begriff auf den Nahen Osten und die arabisch-islamische Welt – einschließlich Türkei, Iran, Pakistan und Nordafrika, aber ohne die islamischen Staaten Südostasiens – zu beschränken.

"Orient" in anderen Sprachen

Im Englischen wird der Begriff Orient auch heute noch auf die südasiatischen Länder Indien und Pakistan, ostasiatische Länder wie China und Japan sowie auf die südostasiatischen Länder Indonesien, Thailand und die Philippinen angewandt. Dementsprechend definieren sich diese Länder selbst gelegentlich ebenfalls als oriental, wie z. B. prominent am Shanghaier Fernsehturm, dem Oriental Pearl Tower, zu sehen ist.

 

 

Kultureller Aspekt

Orient hat neben dem geographisch-politischen auch einen religiös-kulturellen Aspekt. Die orientalische Welt inspirierte viele Dichter und Schriftsteller, [z. B. Goethes West-östlicher Diwan oder Hesses Roman Morgenlandfahrt]. Der genannten Literatur liegt eine romantische Verklärung des Orients zugrunde, wie sie erst nach 1683 entstehen konnte, als mit dem Rückzug der osmanischen Truppen am Ende der Zweiten Wiener Türkenbelagerung für Europa die Gefahr einer Eroberung durch den Osten geringer eingeschätzt wurde.

Der Orient von Ägypten bis China wurde im 18. und 19. Jahrhundert zu einer Traumwelt, die in der Malerei der Orientalisten phantasievoll abgebildet wurde. Kuppeln und Rundbögen von osmanischen und maurischen Sakral- und Palastbauten fanden sich in gänzlich anderem Sinnzusammenhang in der orientalisierenden Architektur europäischer Großstädte wieder.

Innerhalb eines im 19. und 20. Jahrhundert geführten Diskurses, verstand man unter „Orient“ bzw. „Osten“ auch ein als spirituell charakterisiertes Indien in Abgrenzung gegenüber einem als materialistisch empfundenen „Westen“.

Ein einzelnes Merkmal, das zur Bestimmung und Abgrenzung der unterschiedlichen Konzepte von Orient taugt, lässt sich nicht finden. Stattdessen werden Ähnlichkeiten und Beziehungslinien innerhalb der zum Orient gezählten Phänomene erkennbar.

Der Begriff Orient umfasst demnach ein lose zusammenhängendes Konstrukt mit verschwimmenden Grenzen.


Siehe auch

Weblinks

Quellen

Bildernachweis