Internationale Anerkennung
Als bisher einzige souveräne Staaten haben 2008 Russland, Nicaragua, Venezuela, Nauru und Syrien (Stand 2018) die Unabhängigkeit Abchasiens anerkannt.
Die ebenfalls umstrittenen Regionen Arzach, Transnistrien und Südossetien bilden mit Abchasien die Gemeinschaft nicht-anerkannter Staaten und unterstützen sich wechselseitig in ihren jeweiligen Souveränitätsbestrebungen.
Georgien und nahezu alle anderen Staaten der Welt betrachten Abchasien als okkupiertes georgisches Gebiet und sehen die Regierung der in Georgien amtierenden Autonome Republik Abchasien als rechtmäßige Regierung in der Region an. Diese Exilregierung hat ihren derzeitigen Sitz in der georgischen Hauptstadt Tiflis und keinen tatsächlichen Einfluss auf die Region.
Etwa 90 % der Einwohner haben Pässe der Russischen Föderation erhalten. Die Nachfrage nach georgischen Pässen in Abchasien ist relativ gering. Aufgrund der sehr begrenzten internationalen Anerkennung Abchasiens benötigen Bürger Abchasiens für die meisten Reisen ins Ausland eine weitere Staatsbürgerschaft.
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl des Landes betrug im Jahr 2011 nach offizieller Schätzung etwa 241.000; der Anteil der namensgebenden Abchasen lag bei 50,8 %, jener der Georgier betrug 19,3 %, der der Armenier 17,4 % (siehe Armenier in Abchasien). Weitere bedeutende Minderheiten waren Russen (9,2 %), Ukrainer (0,7 %) sowie Griechen (0,6 %). Daneben leben in Abchasien noch einige Hundert Türken, Osseten, Abasinen und Esten. Im Vergleich zur Volkszählung von 2003 wuchs die Bevölkerungszahl bis 2011 um fast 12,5 %, sie liegt aber immer noch weit unter dem Wert von 1989.
Die letzte sowjetische Volkszählung von 1989 hatte noch eine Einwohnerzahl von etwa 525.000 ermittelt, davon waren 45,7 % Georgier, 17,8 % Abchasen sowie 14,3 % Russen und 14,6 % Armenier.
1886 hatte der Anteil der Abchasen noch bei über 85 % gelegen, im Laufe des 20. Jahrhunderts stieg die Zahl der Georgier, bedingt durch Migration, allerdings so stark an, dass sie bereits 1926 die größte Bevölkerungsgruppe stellten. Während die Zahl der Georgier innerhalb von knapp 100 Jahren von knapp 4.200 (1886) auf fast 240.000 im Jahr 1989 und damit fast um das Sechzigfache anstieg, wuchs die Zahl der Abchasen im selben Zeitraum lediglich von etwa 59.000 auf etwa 93.000 an. Besonders Ende des 19. Jahrhunderts verließen zudem noch zahlreiche, meist muslimische Abchasen das Land in Richtung des Osmanischen Reichs. Bereits zur Zeit des Russischen Kaiserreichs begann eine georgische Migrationsbewegung in das damals dünn besiedelte Abchasien.
Die georgische Einwanderung nach Abchasien wurde auch besonders in der Anfangszeit der Sowjetunion unter Lawrenti Beria und Josef Stalin gefördert, sodass die Georgier bereits in den 1920er Jahren zur größten Bevölkerungsgruppe in Abchasien wurden, dabei jedoch nie die Marke von 50 % der Gesamtbevölkerung erreichten. Auch Russen, Armenier, Ukrainer und andere Bevölkerungsgruppen wanderten in großer Zahl nach Abchasien ein. Ebenfalls bedeutend war die griechische Minderheit in Abchasien, die 1939 über 11 % der Gesamtbevölkerung ausmachte.
Nach der Auflösung der Sowjetunion kam es im Verlauf des Sezessionskrieges zu ethnischen Säuberungen und Vertreibungen, die sich, besonders gegen Ende des Konflikts, hauptsächlich gegen Georgier richteten. 250.000 Bewohner Abchasiens, darunter zirka 200.000 Georgier, wurden vertrieben, mussten fliehen und kamen teilweise sogar bei Massakern ums Leben. Nur ein relativ kleiner Teil der georgischen Bevölkerungsgruppe kehrte seit dem Ende des Bürgerkriegs wieder zurück. Die Zahl der Georgier in Abchasien wächst seit einigen Jahren jedoch wieder kontinuierlich an. Die meisten ethnischen Georgier leben im Südteil des Landes, besonders im Rajon Gali, wo sie mit einem Anteil von 98,2 % an der Bevölkerung die klare Mehrheit darstellen, sowie im Rajon Tkuartschal (62,4 %). Ein signifikanter Teil der Georgier gehört der Subethnie der Mingrelier an. Einer Schätzung von Wissenschaftlern der University of Colorado Boulder zufolge machen Mingrelier fast die Hälfte der georgischen Gemeinschaft Abchasiens aus.
Nach dem Krieg von 2008 kehren auch vermehrt Angehörige der abchasischen Diaspora aus der Türkei nach Abchasien zurück.
Sprachen
In der de facto unabhängigen Republik Abchasien sind nur Abchasisch und Russisch Amtssprachen. Im öffentlichen Leben dominiert das Russische, auch unter ethnischen Abchasen. Russisch ist insbesondere auch die Sprache der Wirtschaft, Bildung und Medien und wird nahezu von der gesamten Bevölkerung beherrscht.
Georgisch ist von der abchasischen Regierung nicht als Amtssprache anerkannt. Da Abchasien von der internationalen Gemeinschaft aber noch immer mehrheitlich als Teil Georgiens gesehen wird, ist Georgisch zumindest theoretisch ebenfalls Amtssprache. Anfragen bei Behörden auf Georgisch werden in der Regel jedoch konsequent ignoriert, offizielle Formulare nicht in dieser Sprache gedruckt oder bearbeitet.
Abchasisch gehört zu den nordwestkaukasischen Sprachen, Russisch ist eine ostslawische Sprache. Beide Sprachen werden im kyrillischen Alphabet geschrieben, während Georgisch, ebenfalls eine kaukasische Sprache, mit der eigenen georgischen Schrift geschrieben wird.
Seit der Unabhängigkeit wird Georgisch in Abchasien als Fremdsprache so gut wie nicht mehr gelehrt und ist fast nur noch unter ethnischen Georgiern verbreitet. Im Süden des Landes, wo die Mehrheit der Bevölkerung georgischer Herkunft ist, existieren allerdings zahlreiche georgische Schulen. Diese sind jedoch stark unterfinanziert. Viele Georgier in Abchasien besuchen daher entweder russische Schulen oder pendeln zum Schulbesuch über die Grenze nach Georgien.
Ein großer Teil der in Abchasien lebenden Georgier sind Mingrelier, die als Subethnie der Georgier gelten. Ihre Sprache, das Mingrelische, ist daher ebenfalls in Abchasien verbreitet. Es unterscheidet sich teils deutlich vom Georgischen, dient in der Regel aber nicht als Schriftsprache. Mit der Zeitschrift Gal erscheint in Abchasien die nach eigenen Angaben weltweit einzige Zeitung in mingrelischer Sprache.
Darüber hinaus werden in Abchasien zahlreiche Minderheitensprachen gesprochen, darunter insbesondere Armenisch. Für die armenische Minderheit gab es 2011 insgesamt 32 Schulen im Land. Weitere Minderheitensprachen sind Pontos-Griechisch, Estnisch, Rumänisch und Ukrainisch. Die estnische Minderheit siedelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Abchasien an.
Religionen
Laut der letzten Volkszählung im Jahr 2003 sind 60 % der Bevölkerung Christen (Abchasisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Georgisch-Orthodoxe Kirche), 16 % Muslime, 8 % Atheisten, 8 % Anhänger traditioneller abchasischer Religionen oder Neopaganisten, 2 % Anhänger anderer Religionen. Aber nur ein relativ kleiner Teil der sich zu einer Religion bekennenden Personen übt diese Religion auch aktiv aus.
In früheren Jahrhunderten war der Anteil der abchasischen Muslime deutlich höher, ein großer Teil von ihnen emigrierte im 19. Jahrhundert in das Osmanische Reich.
Wirtschaft
Im Jahr 2011 wurde das abchasische Bruttoinlandsprodukt auf rund 15,5 Milliarden Rubel geschätzt, umgerechnet etwa 500 Millionen Dollar. Der Haushalt des Gebiets wird zu drei Vierteln von Russland alimentiert.
Mit Abstand wichtigster Wirtschaftspartner des Landes ist Russland. Georgien versucht bis heute ein Handelsembargo gegen Abchasien durchzusetzen, was die wirtschaftliche Erholung der Region behindert. Dennoch kam es insbesondere seit 2008, als Russland die Unabhängigkeit Abchasiens anerkannte, zu vermehrten Investitionen aus dem Ausland. Neben dem Handel mit Russland nahmen auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Abchasien und der Türkei zu, die Türkei ist mit ihrer abchasischen Diaspora von 500.000 Personen mit Stand von 2011 der zweitwichtigste Handelspartner des Landes. Beinahe alle Lebensmittel werden aus Russland importiert.
Einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Abchasiens ist der Tourismus, der bereits vor dem Bürgerkrieg große Bedeutung hatte. Die mit Abstand meisten Touristen stammen dabei aus Russland. Seit der Anerkennung der Unabhängigkeit Abchasiens durch Russland nahm der Tourismus nach Abchasien wieder zu. Nach Angaben der abchasischen Regierung verzeichnete das Land im Jahr 2009 etwa 300.000 Besucher, was einem Anstieg von fast 20 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Wichtige Exportgüter Abchasiens sind insbesondere Obst und landwirtschaftliche Erzeugnisse,[105] Fischprodukte, Kies sowie Metallerzeugnisse. Auch der Weinbau spielt traditionell eine große Rolle in Abchasien, Wein entwickelt sich zunehmend zu einem bedeutenden Exportgut.
Die offizielle und allgemein übliche Währung des Landes ist der Russische Rubel. Daneben gibt es seit 2008 noch die eigens ausgegebene Währung Apsar, die jedoch im Alltag kaum im Umlauf ist. Das Land verfügt über eine eigenständige Zentralbank, die Nationalbank der Republik Abchasien.
Verkehrswesen
Im Jahr 2000 wurde eine eigene Eisenbahngesellschaft für Abchasien gegründet: Die Aphsny Aihaamua (Abchasische Eisenbahn). Das Netz besteht praktisch nur aus der rund 200 km langen Strecke vom Russischen Adler nach Senaki in Georgien und einem rund 20 km langen Abzweig nach Akarmara. Personenverkehr findet nur zwischen Sochumi und Adler statt. Seit dem 10. September 2004 wurde der Eisenbahnverkehr zwischen Sochumi und Moskau wieder aufgenommen. Von Mai bis Ende Juli 2008 erneuerten russische Eisenbahntruppen das Netz.
Siehe auch
Weblinks
Quellen
Bildernachweis